Melanie von „Mangoseele“ hat es vorgemacht und ich wollte es unbedingt nachmachen: „Orecchiette con cime di rapa“ – in deutsch heißt es wohl „Öhrchennudeln mit Stängelkohl“ und klingt nicht annähernd so gut. So einfach war das Nachmachen nicht: Wo sollte ich „Cime di rapa“, diesen italienischen Stängelkohl auftreiben? Ich habe ihn noch nie gesehen, geschweige denn gekauft oder damit gekocht. Nun verbrachte ich ein paar Tage in Berlin und hoffte dort, wo die Möglichkeiten unbegrenzt zu sein scheinen, diesen Kohl zu finden. Meine Peilsender waren also quasi auf Kohl eingestellt 😉 …
In einer Markthalle in Kreuzberg glaubte ich ihn zu erkennen. Vielmehr beobachtete ich einen italienischen Koch (während ich ein Stück Pizza aß) wie er Stängel um Stängel von einer Staude abschnitt, die ich für Cime di rapa hielt. Ich fragte nach – Volltreffer! Allerdings hatte er das Gemüse nicht in der Markthalle gekauft, da gebe es ihn nicht, er stamme von einem Großhändler.
Zwei Tage später schlenderte ich über den Markt am Maybachufer. Kräuter, Spinat, Mangos, Fladenbrote – alles konnte ich im Gewusel finden, nur diesen Kohl nicht. Glaubt mir, ich hätte ihn übersehen, wenn nicht mein Handy geklingelt hätte. Ausgerechnet vor dem einzigen Stand, der „Cime di rapa“ verkaufte. Wer glaubt da noch an Zufall? Die Verkäuferin nannte ihn „wilden Broccoli“ und wirklich, damit hat er schon Gemeinsamkeiten, vor allem die Blüten kann man vom Aussehen kaum unterscheiden. Insgesamt gesehen ist dieses Gemüse aber die leichte, luftig-frische Frühlingsversion von Broccoli. Die zarten Blätter erinnern mehr an Spinat als an Kohl. Es war Liebe auf den ersten Biss – nur, … wann werden wir uns wieder begegnen, der Cime und ich? Über 700 km trennen mich inzwischen von diesem Marktstand!
Solltet ihr das Glück haben ihm zu begegnen: Kauft ihn!! Mit einem guten Pfund könnt ihr ein wunderbares Abendessen zaubern. Die Orecchiette sind allerdings eine Herausforderung. Es sieht hier so easy aus, braucht aber ein wenig Übung. Robert von „La mia cucina“ , behauptet ja, dass apulische Mädchen, die Probleme mit Orecchiette haben, keinen Mann abkriegen. Oh! Er empfiehlt eine eher nicht-italienische Schwammmethode, um die Öhrchen zu formen. Ich wollte konventionell mit dem Messer arbeiten, und weil mir Pastateig mit Ei besser schmeckt, da er mehr Biss hat, habe ich mein Grundrezept geknetet, allerdings mit 200 g Hartweizen und 100 g Weizenmehl. Vielleicht sind die Orecchiette anders, wenn man die eifreie Variante probiert. Mir waren sie etwas zu dick, aber genau das fand mein Mann so lecker..!?!
- Knoblauch und Peperoni kurz in Olivenöl anschwitzen…
- Getrocknete Tomaten, Oliven, Kapern und Anchovis zugeben….
- Cime di rapa kocht seperat in dem Wasser, in dem nachher die Öhrchen gegart werden…
Rezept (für 4 Personen):
Für die Orecchiette
200 g Hartweizenmehl
100 g Weizenmehl
3 Eier
1 Pr. Salz
1 El Olivenöl
Die Zutaten miteinander verkneten und abgedeckt mindestens 30 min stehen lassen. Zu bleistiftdicken Würsten rollen, kleine Scheiben abschneiden und mit dem Messer breit drücken und wegziehen. Über den Daumen in die andere Richtung stülpen. Schwer zu beschreiben, schaut besser das Video oben an… Eventuell die Orecchiette leicht nachbearbeiten, wenn sie etwas angetrocknet sind.
700 g Cime di rapa (ital. Stängelkohl oder wilder Broccoli) in etwa 2 cm große Stücke schneiden, der dicke Strunk muss geschält werden, die Stängel waren bei meinem Exemplar ganz zart. In einem Topf mit kochendem Salzwasser nur kurz gar kochen. Er sollte noch Biss haben. Aus dem Wasser abschöpfen und abtropfen lassen. Wasser nicht wegkippen, es ist anschließend das Nudelwasser!!
Olivenöl
8 Anchovis in Öl, kleingeschnitten
4 Knoblauchzehen in Scheiben
1 rote Peperoni ohne Kerne, kleingehackt
3 El Kapern
1 kleine Tasse schwarze Oliven (ich hatte Kalamata)
6 getrocknete Tomaten, kleingeschnitten
1 handvoll geröstete Pinienkerne
Meersalz und schwarzer Peffer aus der Mühle
frische Parmesanhobel nach Geschmack
Olivenöl erhitzen, Knoblauchscheiben und Peperoni anrösten, Anchovis, Kapern, Oliven, Tomaten zugeben und erhitzen.
Die Orecchiette im Gemüsesud kurz gar ziehen lassen, abschöpfen und zusammen mit dem Cime di rapa zu den übrigen Zutaten geben, gut unterrühren und evtl. mit ein wenig Kochwasser ergänzen. Heiß auf vorgewärmte Teller geben und mit Parmesan und Pinienkernen garnieren.
Herzlichen Dank, Melanie! Ich werde in Zukunft überall nach diesem leckeren Gemüse Ausschau halten… Und mit den Orecchiette werde ich so lange üben, bis ich sie plaudernd so nebenbei mache, wie die Signora im Video!
Das hast Du gut gemacht, nicht aufgeben, wenn ein Ziel gefasst ist. Ja, Cima di Rapa kenne ich, und die Oehrchen sehen lecker aus 🙂
Bekommst du so diesen Kohl in Thailand?
Nein, aber es hat anderes Gemüse, halt mit anderem Geschmack, das wir für Pasta verwenden können, teils sehr aromatisch. Wir essen ausgesprochen viel grüne Gemüse.
Oh wie schön, das Rezept hab ich auch schon hier liegen 😉 Orechiette hab ich vorletzte Woche auch schon mal gemacht, aber mit eifreiem Teig und ließ sie dann 4-6 Std. antrocknen – so schmeckten sie dem Göttergatten dann sehr gut, komplett durchgetrocknet am nächsten Tag nicht mehr so gut. Vielleicht hat Dich deshalb das Dicke gestört, halb getrocknet passt es, ganz getrocknet sollten sie wohl richtig dünn sein so wie bei Robert 😉 Schönen Sonntag noch. Herzlichst Nadja
Danke! So sollte ich es dann nochmal probieren….
Sonnige Grüße
Diese Orichiette stehen auch schon lange auf meinem „To Do“-Plan. Im Internet gibt es da einige interessante Firlme zu sehen. Manche Frauen stülpen die Muscheln um, andere auch nicht.
Dein Bericht über den Cima di Rapa klingt so verlockend, dass ich da auch mal die Augen aufhalten will. Auf dem Markt im der Nähe steht ein Gemüsestand – der Betreiber hat immer schönes Gemüse und Salate,
vielleicht kennt der das.
Das stimmt, die Techniken, wie die Öhrchen hergestellt werden, sind sehr unterschiedlich. Das Tolle daran ist ja, dass man völlig ohne Walzen etc. auskommt. Ich muss nur noch die Konsistenz finden, die mir so richig behagt…
Liebe Grüße
Cheriechen
ufff, was bin ich jetzt erleichtert, dass ich trotzdem einen Mann abbekommen habe 😉
was hatten wir ein Glück! Vielleicht zählt das nur für italienische Männer?
Stängelkohl ist was tolles, aber du hast schon recht, er ist leider auch bei uns nur schwer zu finden! Deswegen habe ich im letzten Jahr aus der Not eine Tugend gemacht und ihm selber im Garten gezogen! Und er vermehrt sich unglaublich rasant 😉
Die Orecchiette von Melanie wollte ich heute eigentlich mit dem ersten Bärlauch ebenfalls machen. Bin nun aber doch bei simplen Gnocchi geblieben 😉
im Garten!? Jetzt bin ich neidisch…… 😉
Sehr schön sind sie geworden! Mit Ei gehen die Orecchiette noch etwas mehr auf als nur mit Wasser, vielleicht willst du sie ja doch mal nur mit Hartweizenmehl und Wasser versuchen? Ich fand sie nach ungefähr 8 Stunden antrocknen sehr schön al dente. Liebe Grüße Melanie
Doch, das werde ich auf alle Fälle probieren! Obwohl mir die spontanere Variante besser gefallen würde, arbeitstechnisch, gerade in der Jahreszeit, die jetzt kommt ….
Ich habe sie am Wochenende nach dem Frühstück geformt, dann waren wir draußen und abends gab’s dann schnelle Pasta 🙂
Ja, so läuft es doch ideal…, bei diesem traumhaften Wetter!
Geheimtip (nicht weitersagen)
wenn im Frühling der Raps sich zur Blüte anschickt dann schwärmen unsere italienischen Freunde aus und pflücken sich einen Korb des gerade vollentwickelten Knospenstandes (also ohne Gelb der Blüten bzw. beginnendes Geld der aufbrechenden Knospen). Der schmeckt praktisch so wie der beschriebene Stengelkohl und hat so 2-3 Wochen Saison. Man weiß allerdings nicht wie und was gespritzt wurde, also gut waschen.
Alternative dazu, wer einen Garten hat, einfach ein paar Pflanzen selbst heranziehen, problemlos im Spätsommer ein paar Samen vom nächsten Feld mitnehmen und im Herbst in die Erde bringen, einmal im Garten kommt er eigentlich durch Selbstaussaat immer wieder (wenn man einige Blütentriebe stehen läßt).
toll! Danke für den Tipp, Raps ist ja auch ein Kreuzblütler u somit verwandt, Ruccola ebenso…
Tolle Idee! Raps ist ja genau wie Kohl und Ruccola ein Kreuzblütler …
Danke für deinen Tipp!
Ist es nicht eigenartig, wie schön italienische Namen in unseren Ohren klingen? Ich mag sie oft lieber als die plumpen deutschen Übersetzungen. Aber zum Rezept: wunderbar – ich werde das noch diese Woche nachkochen.
Toettchen
Da hast du Recht! Ich wünschte, ich könnte es flüssig sprechen! Lass mich wissen, wie es geschmeckt hat….
Liebe Grüsse
Cheriechen