Spontanbrot mit Hafer – ein Eintagsbrot ohne Vorbereitung …

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Eine ganz wertvolle Rubrik in meinem Rezepteordner ist die Sammlung der sogenannten „Eintagsbrote“. Ulla hat ein Brot unter diesem Namen im Brotbackforum eingestellt und Björns „Heidebrot“ und das „Mediterrane Landbrot“, die ihr auf diesem Blog findet http://brotdoc.com/, sind auch Eintagsbrote. Der Name „Eintagsbrot“ klingt trist, irgendwie nach Eintagsfliege und grauem Alltag. Doch diese Rezepte sind wahre Schätze, die in meiner Küche nicht mehr wegzudenken wären. Wie oft geht es mir so: Nach Hause kommen, feststellen, es ist nicht mehr viel Brot im Körbchen, „hätte ich doch nur gestern noch einen Vorteig und/oder Sauerteig angerührt…, kennt ihr das? Bei diesen Broten kannst du einfach loslegen, in vier Stunden etwa hälst du einen warmen duftenden Brotlaib in der Hand, über den Gäste herfallen können, von denen du am morgen noch nichts wusstest.

„Life could be an awful lot easier…“

Nun wollte ich die wertvolle Rubrik „Eintagsbrote“ noch durch ein weiteres Brot ergänzen und habe heute experimentiert. Ich wollte ausprobieren, ob es nicht auch mit einem kleinen Roggenvollkornanteil und Hafer funktioniert. Ich liebe Hafer im Brot, den Geschmack, aber auch die Tatsache, dass solche Brote so herrlich frisch und saftig bleiben. Dass Hafer sehr viel Wasser schluckt und eigentlich über Nacht quellen sollte, war mir schon klar. Aber dann hätte ich ja kein Spontanbrot mehr. Also habe ich etwas getrickst und versucht eine Brücke zu schlagen zwischen dem Prinzip „Gut Ding braucht Weil“ und den Nöten berustätiger Hobbybrotbäcker…

Das Rezept:

250 g Hafer in der Getreidemühle mahlen, bei mir auf Stufe 2, also nicht so ganz fein und in der trockenen Pfanne anrösten, bis er

anfängt zu duften (ich bleibe besser daneben stehen..)

730 g kaltes Wasser abmessen, den Topf vom Herd nehmen und unter kräftigem Rühren eine Art Hafersüppchen aus dem Hafer und

dem Wasser rühren. Ich hatte nur 630 g Wasser genommen und musste dann noch 100 g Wasser                                    an den Teig geben, weil der viel zu trocken war. Bis die anderen Zutaten abgewogen sind, darf der Hafer quellen

150 g Roggenvollkornmehl

700 g Weizenmehl 550

100 g alter Teig

100 g kühlschrankkalter LM (am Vortag aufgefrischt)

1 El Fenner Harz oder Honig

13 g Frischhefe

100 g „altes“ Anstellunggut vom Sauerteig (bei mir Roggen- Weizen, musste weg..)

10 g Brotgewürz (Kümmel, Fenchel, Anis, Koriander, Schabziger Klee)

22 g Salz

auf kleinster Stufe 15 min knetenIm geölten, geschlossenen Gefäß 1,5 h gehen lassen, im Backofen, der auf 30 Grad erwärmt wurde, dann abschalten und nur noch die Lampe anlassen, dann wird die Temperatur erhalten. Dabei 2 mal strecken und falten nach etwa 30 und 60 min.

Teig auf eine leicht bemehlte Arbeitsfläche kippen. An dieser Stelle wirke ich meist ein großes längliches Brot, das gerade so diagonal über meinen Backstein passt. Heute gab es 2 Teile, einen rund mit Schluss nach unten im Gärkörbchen zum rustikalen Aufreißen und einen länglich mit Schluss nach oben, dieser Laib muss vor dem Backen eingeschnitten werden.

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Die Teiglinge abgedeckt zur Endgare stellen, der Teig muss sich deutlich vergrößern und etwas weicher werden, nicht mehr so gummiartig „zurückschnerren“. Bei mir dauerte es in der warmen Küche etwa 45 min.

2 Brote nebeneinander auf dem Backstein geben sich bei mir immer Küsschen, was soll’s!

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Den Backofen auf stramme 270 Grad vorheizen, beim Einschießen auf 250 Grad runterdrehen und ordentlich schwaden. Nach 15 min den Dampf ablassen und auf 230 Grad runterschalten. Dann noch weiter 40 min ausbacken und evtl noch weiter runterdrehen, auf 200 Grad. Auf einem Kuchengitter auskühlen lassen.

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Experiment geglückt? Beim Abkühlen hat es schön geknistert – „the song of your bread“ wie Chad Robertson sagt.

Anschnitt und Geschmacksurteil folgt….

IMG_7892 Mein Chef-Testesser ist noch nicht zu Hause, aber mir schmeckt es schon….

Nachtrag: Heute habe ich eines der beiden Brote aufgetaut. In der geöffneten Tüte auftauen lassen, kurz mit Wasser abreiben und etwa 10 min im Backofen bei 200 Grad aufbacken lassen. Schmeckt knusperfrisch, ich könnte es nicht vom frischen Brot unterscheiden. Super-Tipp von der lieben Ulla…

12 Kommentare zu “Spontanbrot mit Hafer – ein Eintagsbrot ohne Vorbereitung …

  1. Liebes Cheriechen, schön dass Du nicht aufhörst, mit dem Eintagsbrot zu experimentieren. Auch für mich ist es „nur“ ein Basisbrot und „Spielgefährte“. Ich backe es zu all‘ den anderen Broten ca. 2-3 x die Woche. Immer anders, immer neu, immer mit knuspriger Kruste und saftiger Krume. Heute mit gerösteten Saaten, eben angeschlagenen Hanfnüsschen und geröstetem Sesamöl. Ein Hochgenuss sag ich Dir. Und ich variiere die Mehle und Zuschläge. Morgen sind Walnüsse und hochwertiges Walnussöl dran, das wird bestimmt auch gut
    Heute durfte ich leider nur ein Scheibchen probieren, weil ich gleich mit meinen Mitarbeitern zum Weihnachtsessen verabredet bin.
    Wollte Dir einfach nur ein paar Worte in Dein neues Blog schreiben. Weiterhin viel Erfolg mit allem, was Du tust und viel Spaß dabei. Bewahre Die Deinen Entdeckerdrang.

    Ganz herzlich

    Ulla

    • Ulla, wie ich mich freue! Schön, dass du da bist..
      Deine Varianten klingen wundervoll lecker. Je mehr Übung man hat, desto mutiger wird man.
      „No risk, no fun!“..
      Viel Spaß beim Weihnachtsessen
      Liebe Grüße
      Cheriechen

  2. Sag einmal, Du legst Dich heute aber ins Zeug 😉 Schönes Brot, sieht so rustikal aus, ist Dir super gelungen 🙂 Mal sehen, Getreidemühle hab ich nix, insofern hab ich nix Hafer, aber schöne sehr leckere Porridgeflocken – hmmm… mit denen und dem Wasser ein Porridge gekocht und das genommen, das könnte gehen 😉 Mach weiter so Cheriechen. Sagtest Du nicht mal, falls ich also ich = Naddi 😉 einen Blog hätte, wärest Du meine treuste Gefolgschaft *grins* tja jetzt ist es gerade anders herum *lach* Herzlichst Naddi

      • oh, my dear…
        Das fällt mir noch am schwersten, auch das aufschreiben, was mir im Ablauf so selbstverständlich erscheint, da muss ich aufpassen. Mal sehn, das lässt sich bestimmt nachtragen. Gut, dass du genau liest, danke!!!

  3. Deine Eintagsfliege sieht zumindest von außen sehr vielversprechend aus. 🙂 Ich vergesse auch gern mal den Vorteig… 😉 Letzt‘ habe ich dann einfach ein Fladenbrotrezept von Lutz umgebaut und erhielt ein super Brot, mal sehen, ob sich das reproduzieren lässt.
    Liebe Grüße,
    Eva

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