Stephanie von einem meiner Lieblingsblogs „Hefe und mehr“ lädt ein zum Maientanze, denn sie ist nun die aktuelle Ausrichterin von Zorras „BBD“ – Breadbaking Day im Kochtopf von Zorra. Sie wünscht sich „Althergebrachtes“, sprich traditionelle Rezepte und Herstellungsweisen.
Spontan hatte ich die Assoziation an die „Südtiroler Vinschgerl“, die ich schon einmal für einen alpenländischen Geburtstag gebacken habe. Vollkornroggen, Sauerteig, die kräftigen Gewürze – das kommt meiner Vorstellung von urtümlichem Brot schon recht nahe. Es handelt sich um handtellergroße Fladen, 2-3 cm dick, die durch ihren hohen Roggenanteil tagelang frisch bleiben. Das ideale Bergsteigerbrot! Signifikant ist eine ordentliche Portion Brotgewürze (Fenchel, Koriander, Kümmel) und Schabziger Klee, auch Brotklee genannt, der an Curry aus der Wiese erinnert.
Erinnerungen mit wunderbaren Bergwander-Touren und war mir klar, wen ich hier im Hause unendlich glücklich mache mit den Vinschgauer Fladen. Der Plan war, mich an Gerd (Ketex) bewährtem Rezept entlang zu arbeiten. So wurde kurz vor dem Schlafengehen noch schnell der Roggensauer zusammengerührt.
Als es heute mit dem Hauptteig weitergehen sollte, gab es eine Schrecksekunde: Da kommt ja auch noch Hefe ans Rezept! Schnell schaute ich bei Stephanies Bedingungen nach und atmete tief durch. Sie nimmt es nicht sooo genau, es darf Hefe rein. Ich habe allerdings die Menge reduziert und eine Portion Lievito madre dazu gegeben. Liebend gerne hätte ich die Vinschgerl traditionell im Steinbackofen gebacken, der ist aber leider noch Wunschtraum. Aber der Backofen mit Backstein tut es auch und muss die althergebrachten Realitäten simulieren…
Rezept:
Sauerteig (15-18 h bei eingeschalteter Backofenlampe = ungefähr 25-30°C)
160 g Roggenvollkornmehl
130 g Wasser
20 g Anstellgut vom Roggensauer
Hauptteig:
Den kompletten Sauerteig mit
640 g Roggenvollkornmehl
200 g Ruchmehl (Schweizer Mehlsorte), kann durch Weizenmehl 1o50 ersetzt werden
je 7 g Kümmel und Fenchel, 3 g Koriander und 1 gestr. Tl Schabziger Klee (der war gemahlen)
20 g Hefe
100 g Lievito madre, kühlschrankkaltt
20 g grobes Meersalz
1 El Honig
770 g handwarmes Wasser
Das grobe Salz habe ich zusammen mit Kümmel, Fenchel und Koriander im Thermomix vermahlen. Man kann es aber auch im Mörser etwas grober zerstoßen, wenn man es mag auf Teile der Gewürze zu beißen. Die Gewürzmischung zusammen mit den übrigen Zutaten 12-15 min bei langsamster Geschwindigkeit kneten. und anschließend 30 min ruhen lassen. Nun den Teig auf eine gut bemehlte Arbeitsfläche geben und mit dem Teigschaber Stücke abstechen. Diese werden leicht rund gewirkt, dann etwas platt gedrückt und auf der Oberseite mit Mehl bestäubt. Die nun etwa handtellergroßen Stücke 60-70 min zur Endgare stellen: Ich habe dazu ein Lochblech ins Bäckerleinen eingewickelt und diese in eine Plastiktüte gestellt (nein, nicht sehr althergebracht…). Traditionell werden die Fladen paarweise angeordnet „Paarln“. Bei mir mussten sie noch enger zusammenrutschen um gemeinsam in den Backofen zu passen. Das Blech stellte ich auf die warmen Terassensteine in die Sonne. Dadurch verkürzte sich die Gare etwas. In der warmen Küche sollten die Vinschgerl 60-75 min ruhen, bis deutliche Gärrisse im Mehl zu erkennen sind. In den 250-260°C heißen Backofen einschießen, gut schwaden und nach 10 min Dampf ablassen. Auf 200°C fallend ausbacken, Gesamtbackzeit ist etwa 30 min. Auf einem Gitter auskühlen lassen.
Auch wenn ich nicht lupenrein althergebracht gebacken habe, hoffe ich, dass ihr trotzdem Freude an dem Rezept habt. Allerdings kann ich – zum Ausgleich – darauf hinweisen, dass obige Tischdecke ein Erbstück aus der Familie mütterlicherseits ist. Es soll handgewebtes Leinen sein, das meine Großmutter schon erbte und wie sie es bestickt hat, das habe ich als Kind noch selbst gesehen 😉 .
oh lecker! und: das weckt Erinnerungen – für mich seltsamer Weise an den Frankfurter Hauptbahnhof. ich war gerade zum Studium nach Frankfurt gefahren und meine meist-gekaufte Schnitte, wenn es fürs Frühstück daheim nicht gereicht hat, war ein Vinschgauer mit Schicken drauf.
ich sammle ja noch wenn-ich-dann-mal-Brot-backen-werde-Rezepte. und so ein Vinschgerl (bei uns: Vinschgauer) steht jetzt auch drauf. und Ermangelung eines solchen, brauche ich nun wohl noch eine normale Schnitte Brot 🙂
🙂 Wie süß!! „wenn ich dann mal Brot backen werde – Liste“, das gefällt mir – so etwas brauche ich vielleicht auch noch für Torten und Macarons.. 😉
Das Leben ist vielfältig, mal sehen, wo es uns noch hinführt!?
Liebe Grüße
Cheriechen
Vinschgerl hat meine Mutter früher manchmal gebacken, die wollte ich auch schon lange mal ausprobieren. Deine sehen toll aus!
An dem kräftigen Geschmack der Brotgewürze scheiden sich die Geister: Ich liebe das, manche mögen das gar nicht! Aber wenn, … !!! Mach doch mal, dann erzählst du mir…
Liebe Grüße
Cheriechen
Oh, das Vinschgerl, das mag ich auch sehr gern, schön sehen deine aus und könnte ich jetzt gut eins zum Frühstück vertragen…
Ich schiebe dir mal eins rüber….! 😉
Liebe Grüße
Cheriechen
danke!
Hey, die stehen auch schon seit ewigen Zeiten auf meiner Wunschliste! Sehen super aus. Ich hatte letztes Jahr das Glück, die Originale vor Ort probieren zu können und ich mag das Gewürzte. Schabzigerklee ist sogar schon besorgt. 🙂
Liebe Grüße, Eva
Echt!? Auf gehts, liebe Eva! Sie schmecken vorzüglich…
Liebe Grüße
Cheriechen
Vinschgerl liebe ich seit einem Urlaub in Südtirol und habe sie auch schon mal selbst gebacken; das ist aber Ewigkeiten her. – Ich müsste also mal wieder, daher danke für die Erinnerung und dein Rezept.
Liebe Eva, dann geht es dir wie mir: Sie waren auch hier in Vergessenheit geraten. Dank dem BBD sind sie aber jetzt wieder auf dem Plan!
So viel Brot, so wenig Zeit 😉
Liebe Grüße
Cheriechen
Vinschgerl! Die liebe ich. Und habe sie ewig nicht mehr gebacken. Dank Deiner Erinnerung werden sie am Wochenende hier auf dem Tisch stehen 🙂
Super! Dann bin ich gespannt…
Liebe Grüße
Cheriechen
Hach, da kommt wirklich direkt Urlaubsstimmung auf…. Muss dringend mal wieder nach Südtirol 🙂
Da kann man es aushalten!! Bis es mal wieder so weit ist, essen wir halt Vinschgerl…
Liebe Grüße
Cheriechen
Deine Vinschgerl sehen so toll aus, ich glaube, irgendwann demnächst muss ich mich auch ans Brotbacken wagen…
Lieben Gruß,
Marie
Das freut mich, Marie! Obwohl sie so gut haltbar sind, waren sie hier nicht sehr haltbar, wenn du weißt, was ich meine … 😉 , ich werde wohl auch demnächst mal wieder.
Liebe Grüße
Cheriechen
Ich liebe Vinschgerlen in jeder Form, und backe sie auch öfters (als Paarlen). Dafür hab ich mir auch extra einen Vorrat an Schabzigerklee aus Deutschland mitgebracht – „blue fenugreek“ gibt’s hier nämlich nicht. Dein Rezept mit Sauerteig werde ich sicher nachbacken.
„Blue fenugreek“, das klingt sehr schön!!
Sind denn deine Vinschgerln nicht mit Sauerteig? Ich dachte, der sei typisch dafür?
Liebe Grüße
Cheriechen
Vinschgauer gehört zu meinen liebsten Broten, leider bekommt man es in Berlin nicht gerade an jeder Ecke. Deins sieht umwerfend lecker aus!
Ich wusste gar nicht, wie beliebt die Vinschgauer sind! Versuche es doch mal selbst, es ist nicht so schwierig. Alles was du brauchst ist ein Roggensauerteig!
Liebe Grüße
Cheriechen
Deine Vinschgerl sehen zum ‚reinbeißen aus!
Ich habe vor wenigen Tagen in einem Kräuterladen Bockshornklee (gemahlen) gekauft. Mir gefällt der Duft und ich kann mir das Gewürz gut im Brot vorstellen. Meine Frage, cheriechen: Sind Schabziger Klee und Bockshornklee das Gleiche?
Wieviel würdest du verwenden auf ein Brot mit 1100 g Teigeinlage?
Danke schon mal für deine Antwort!
Brotstern
Ja, das ist identisch! Ich würde mal mit einem Teelöffel beginnen. Ich wiege die Gewürze nie genau ab, sorry!
Liebe Grüße
Cheriechen
Oh ja, Vinschgerl habe ich auch schon lange nicht mehr gebacken. Das behalte ich mal im Hinterkopf für das Abschiedsfrühstück meines Kollegens, der mag sie nämlich sehr. Wie gut, dass du sie gebacken hast, auf die Idee wäre ich sonst gar nicht gekommen 🙂
Manchmal muss man erinnert werden, kenne das!
Schönes Wochenende!
Cheriechen
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Die sehen echt total lecker aus! Da werde ich mich mal durch Dein Rezept lesen müssen und sehen, was ich hier in England and den Zutaten so alles auftreiben kann 🙂
Ich drücke dir die Daumen! Wenn du nicht fündig wirst auf der Insel, ich bestelle inzwischen sowohl Mehl als auch Gewürze oft im Internet.
Liebe Grüße
Cheriechen
Gute Idee. Bis vor einem Jahr konnte ich ungebleichtes Weissmehl bei uns im Supermarkt bekommen, jetzt gibt es das nur noch im 25kg Pack im Internet. Die Versuchung ist groß, die Speisekammer alles andere als das 😉
🙂 Ich türme Plastikeimer mit Deckel übereinander! Ja, die Versuchung, man kann allem widerstehen, nur nicht der Versuchung…
Ich liiiebe Vinschgerl!!! Und diese sehen zum Reinbeißen aus!!! Diese hier kommen auf die Nachbackliste!!!
Ja, ich wünschte, sie wären noch nicht aufgegessen…
Ich muss wieder ran! Wirklich etwas Besonderes
Liebe Grüße
Cheriechen
Hallo und viele gruesse aus brixen, suedtirol. Superrezept mit lievito madre (wird auch pasta madre genannt). Mein lievito madre heisst Beatrice (beatrix) und ist 5 jahre alt. Habe ganz gute und leckere Rezepte hier gefunden. Bravissima 🙂
Danke!
Ich glaube, jetzt will meine Lievito auch einen Namen! Ich werde mir etwas Italienisches ausdenken…
Liebe Grüsse ins schöne Südtirol!
Cheriechen
Pingback: Nachgebacken – Vinschgerl | Sin die Weck weg -
Ich wünschte, das ich einmal nur, so traumhaft gebackenes Brot backen könnte.
Man kann eben nicht alles haben (können). 🐴
Das schaffst du, ich bin auch totaler Laie…, an die Arbeit!
Viel Erfolg u liebe Grüße
Cheriechen
Die Hoffnung stirbt zuletzt, nein im Ernst, ich habe unheimlichen Respekt vor dem Sauerteig 👉🐇